Symbolik von zwei Brunnen im Nymphenburger Schlosspark

Wir lesen und studieren schon lange Bücher, die sich mit Themen wie Alchemie, Bewusstsein, Kabbala, Astrologie, alte Kulturen und Religionen beschäftigen, was natürlichNymphenburg01 auch die Symbolik und Bedeutung vieler Bilder, Statuen, Skulpturen beinhaltet.

Auch in München finden wir immer wieder Orte, die in dieser Hinsicht sehr spannend sind.

Heute möchten wir Sie gerne mitnehmen in den Nymphenburger Schlosspark (Nordseite) zu den Brunnenfiguren von Peter Lamine vor dem Palmenhaus.

Wenn wir vom Schloss her kommen, treffen wir hier auf 2 Brunnen, jeweils mit einem Knaben und einem Delfin.

(Es gibt noch einen dritten Brunnen, allerdings fehlt hier die Statue und wir konnten leider nicht Erfahrung bringen, ob hier eine Figur gestanden hat, oder eine geplant war.)

Der erste Brunnen zeigt einen Kampf zwischen Knabe und Delfin, beim zweiten Brunnen sehen wir beide friedlich vereint.

Diese Thematik eines Kampfes findet sich bei diversen Statuen, Reliefs, Bildern, Mythen und es gibt sehr interessante Texte zu dieser alchemistischen Symbolik.

Notredame ParisCyrano de Bergerac, ein französischer Schriftsteller beschreibt z.B. in seinem Buch „Reise zum Mond und zur Sonne“ den Kampf zwischen einem Feuertier (Salamander) und einem Eistier (Remora).

Fulcanelli sagt folgendes dazu:

„Cyrano de Bergerac setzte zwei Phantasiewesen in Szene, um die aus den vier Urelementen hervorgegangenen Prinzipien Schwefel und Quecksilber darzustellen: Der schweflige Salamander, der gerne inmitten der Flammen sitzt, steht für Luft und Feuer, deren Trockne und feurige Hitze der Schwefel besitzt; Remora für den mercuriellen Kämpen, Erbe von Erde und Wasser dank seiner kalten und feuchten Art. Diese Namen wurden gezielt gewählt, nicht leichthin oder aus Laune. Das griechische σαλαμανδρα wird gebildet aus σαλ, Allonym für ἁλς, Salz, und aus μανδρα, Stall; - das ist das Stallsalz, das Urinsalz der Salpetergruben, der Salpeter der alten Spagyriker - sal petri, Salz des Steins, das sie auch noch Drachen nannten. Remora, griechisch εχενηις: Echeneis ist der berühmte Fisch, der (so sagen die Einen) die auf den unter dem Einfluss des Nordsterns stehenden Nordmeeren verkehrenden Schiffe stoppen oder (so sagen die Anderen) sie führen soll. Das ist derselbe Echeneis den der Cosmopolit erwähnt, der königliche Delphin, den der alchemistische Ofen von Pfau in Winterthur (Schweiz) zeigt und den die Darsteller im Mutus Liber zu fangen versuchen; - derselbe, der das mit einem riesigen behauenen Stein beladene Schiff auf dem Halbrelief am Brunnen von Vertbois begleitet und führt. Echeneis ist der Pilot des Lebenden Wassers, unser Quecksilber, der treue Freund des Alchemisten, der das geheime Feuer, die feurige Energie des Salamanders aufnehmen muss, um endlich stabil und beständig zu bleiben - und stets siegreich dank dem Schutz seines Meisters. Diese beiden Prinzipien von gegensätzlicher Natur, Neigung und Konstitution verbindet eine unüberwindliche Abneigung. Einander gegenübergestellt, greifen sie einander wütend an, verteidigen sich zäh, und der lange gnadenlose Kampf endet erst mit dem Tod des einen Gegners. (Wohnstätten der Adepten, Fulcanelli; Übersetzer und Herausgeber: Martin P. Steiner. Edition Oriflamme, Basel 2008)

 

Weiter beschreibt Fulcanelli z.B. ein Relief an der Fassade von Notre Dame in Paris. Man sieht hier zwei Knaben, die miteinander kämpfen.

„Einige haben diese Reaktion durch den mörderischen Zweikampf zweier Tiere dargestellt: Adler und Löwe, (Nicolas Flamel); Hahn und Fuchs (Basilius Valentinus); und so fort. - Aber die beste Beschreibung - die initiatischste von allen - ist nach unserer Ansicht jene, die uns der große Philosoph de Cyrano Bergerac von dem grausen Duell hinterließ, das sich Remora und Salamander vor seinen eigenen Augen lieferten. Andere, und zwar die meisten, entnahmen die Elemente zu ihren Darstellungen der Schöpfungsgeschichte mit ihrer traditionellen Urzeugung; diese Autoren haben die Herstellung des philosophalen Compositums in Anlehnung an das aus den Umwälzungen und Reaktionen von Feuer und Wasser, Luft und Erde hervorgegangene irdische Chaos beschrieben. Der Stil von Notre-Dame ist menschlicher und vertrauter, jedoch weder unedler noch weniger eindrucksvoll. Die beiden Naturen sind hier durch zwei aggressive, zankende Kinder dargestellt, die einander gründlich in den Haaren liegen. Auf dem Höhepunkt der Prügelei lässt der eine einen Topf, der Andere einen Stein fallen.  Es ist kaum möglich, die Wirkung des Pontischen Wassers auf die träge Materie klarer oder einfacher zu beschreiben, und dieses Medaillon macht dem Meister, der es entworfen hat, alle Ehre.“ (Das Mysterium der Kathedralen, Fulcanelli; Übersetzer und Herausgeber: Martin P. Steiner. Edition Oriflamme, Basel 2008)

 

Die Brunnen in Nymphenburg stellen also die gleiche Thematik dar, die wir bei verschiedenen Schriftstellern und in vielen Mythen und Darstellungen finden. Wir sehen beimNymphenburg01 ersten Brunnen den Kampf zwischen einem Delfin und einem Knaben, einen Kampf, bei dem einer von beiden stirbt. Dieser Kampf des Knaben und des Delphins ist alchemistisch zu verstehen, innerlich, als Kampf zwischen Schwefel und Quecksilber – Feuer und Wasser. Sie müssen gegeneinander kämpfen, und am Ende kann nur einer gewinnen. Aber derjenige, der gewinnt, assimiliert die Prinzipien des anderen, so dass am Ende Quecksilberschwefel oder schwefelhaltiges Quecksilber entsteht. Dies ist der Kampf der beiden Naturen.

Wenn wir weitergehen zum zweiten Brunnen – sehen den Knaben und den Delfin friedlich vereint. Der Delfin hat also die Prinzipien des Knaben assimiliert und es entsteht etwas Neues – die prima materia, die die Alchemisten suchen.

 

Auch im Rosengarten an der Isar findet man eine Statue, die zu der Symbolik passt. Wir sehen auch hier zwei Kinder, die miteinander kämpfen, neben ihnen ein Hund.

Der Hund steht für die schöpferische Energie und zeigt, dass die Statue eine tiefere Bedeutung hat.

 

Ebenso tauchen im Mythos um König Arthus und Merlin zwei kämpfende Drachen auf, ein weißer und ein roter. Der weiße Drache gewinnt – auch hier die alchemistische Symbolik – der Kampf zwischen Feuer und Wasser.Nymphenburg02

 

Viel Vergnügen beim Spaziergang in München